Rennbericht

Aufgrund der unterschiedlichen Strategien war das Resultat sogar zum Schluss noch zunächst offen

Gran Turismo World Series 2022 – Nations Cup: Weltfinale

Die Gran Turismo World Series 2022 ist heute mit dem Serienfinale zu Ende gegangen – dem Großen Finale des Nations Cup, bei dem 30 der schnellsten „Gran Turismo“-Fahrer aus 14 verschiedenen Ländern im Sportkomplex des Monte Carlo Bay Hotels für das erste Live-Weltfinale seit drei Jahren zusammenkamen! Die Startaufstellung für das Große Finale des Nations Cup wurde durch eine Reihe von Halbfinalrennen am Freitag auf 12 Fahrer reduziert.

Der Brasilianer Igor Fraga ging mit 12 Punkten als Führender in der Meisterschaft in das Große Finale, gefolgt von Angel Inostroza aus Chile (10 Punkte), dem Japaner Ryota Kokubun und dem Italiener Valerio Gallo (beide mit jeweils 9 Punkten). Da aber der Gewinner dieses Rennens 24 Punkte erhalten würde, hatte jeder noch die Chance, die Meisterschaft zu gewinnen. Nach dem Qualifying übernahm der Japaner Takuma Miyazono – der „Nations Cup“-Champion von 2020 und Gewinner der Region Asien/Ozeanien – die Pole Position, 0,001 Sekunde vor dem Spanier Coque López. Auf Platz 3 lag Inostroza, während die zwei Brasilianer, Adriano Carrazza und der vorhin erwähnte Fraga – der „Nations Cup“-Champion von 2018 und Sieger des diesjährigen TOYOTA GAZOO Racing GT Cup – den 4. und 5. Platz besetzten. Komplettiert wurde die dritte Reihe von dem Japaner Tomoaki Yamanaka.

Austragungsort des Großen Finales über 30 Runden war der beliebte Trial Mountain Circuit – gefahren in entgegengesetzter Richtung. Die 12 Fahrer saßen am Steuer des brachialen Gran Turismo Red Bull X2019 Competition mit 804 PS, der in den Farben des jeweiligen Herkunftslandes lackiert war. Die Fahrer mussten jeden der verfügbaren Reifen (harte, mittlere und weiche Michelins) mindestens einmal verwenden, also kam der Boxenstrategie definitiv eine große Bedeutung zu. Da in diesem Rennen die doppelte Punktzahl vergeben wurde, bestand für jeden Teilnehmer die rechnerische Chance, „Nations Cup“-Champion 2022 zu werden.

Vor voll besetzten Rängen in der Arena wurde das Finalrennen der Serie bei idealen Rennbedingungen ohne eine Wolke in Sicht gestartet. Miyazono und López waren die beiden Fahrer innerhalb des Starterfeldes, die auf weichen Reifen starteten. In der Regel geschieht dies, um sich früh vom Rest des Feldes abzusetzen und eine uneinholbare Führung aufzubauen, bevor man zu den langsameren Reifen wechseln muss. In der ersten Runde gingen die meisten Fahrer vorsichtig ins Rennen, die einzige bedeutende Aktion war Yamanakas Überholmanöver gegen Fraga um den fünften Platz. Ein Quartett von Rennfahrern auf harten Rennreifen ging jedoch bereits am Ende der ersten Runde an die Box, nachdem sie die erforderte Runde auf den langsamsten Michelins absolviert hatten. In der nächsten Runde fuhr López auf der Startgeraden bei 325 km/h im Windschatten an Miyazono heran, um die Rennführung zu übernehmen, und die beiden begannen, sich vom restlichen Feld abzusetzen.

In der dritten Runde fuhr Carrazza mit einem brillanten Manöver durch Kurve 7 auf der Innenseite an Inostroza vorbei auf den 3. Platz – beide Fahrer auf mittleren Reifen. Inostroza konnte sich eine Runde später revanchieren und schoss aus dem Windschatten an dem Brasilianer vorbei. Ihr Gerangel gab Fraga und Yamanaka die Gelegenheit, zu Carrazza aufzuschließen und sich einen erbitterten Kampf um Platz 4 zu liefern. Als die vier Wagen auf der Frontgeraden eintrafen, fuhren alle drei nebeneinander und versuchten, die anderen in der ersten Kurve auszubremsen. Dieses Duell konnte Fraga für sich entscheiden und sich vor Yamanaka und Carrazza schieben. Es ging bereits äußerst hitzig zur Sache – und dabei waren noch 26 Runden zu fahren.

Auf der Gegengeraden gelang es Miyazono in Runde 7, die Führung zurückzuerobern, nachdem er vor Kurve 8 im Windschatten an López herangefahren war. Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden Führenden bereits einen Vorsprung von 5,6 Sekunden vor dem Rest des Feldes herausgefahren. Aufgrund des zunehmenden Verschleißes ihrer weichen Reifen mussten Miyazono und López beide in Runde 9 zum ersten Mal an die Box. Während López auf die mittleren Reifen setzte, überraschte Miyazono jedermann, indem er einen weiteren Satz weiche Michelins aufziehen ließ, was bedeutete, dass er eine Drei-Stopp-Strategie gewählt hatte. In der Boxengasse stießen Inostroza und Carrazza hinzu, die beide von mittleren auf weiche Reifen wechselten.

Spitzenreiter Fraga machte seinen ersten Boxenstopp in Runde 11 und entschied sich als Nächstes für die harten Reifen, was andeutete, dass er einer anderen Rennstrategie folgte als die anderen Fahrer. Doch seine Pläne wurden durchkreuzt, als er bei der Einfahrt in die Boxengasse die weißen Linien überfuhr, was eine vernichtende 3-Sekunden-Strafe nach sich zog, die ihn auf den 7. Platz zurückwarf.



In Runde 14 nutzte Inostroza die Haftung seiner weichen Reifen, um an López vorbei auf den zweiten Platz zu fahren und Miyazono ins Visier zu nehmen, der sechs Sekunden vor ihm lag. Weiter hinten im Fahrerfeld nutzte Bonelli die weichen Reifen ebenfalls optimal und fuhr an Fraga und Beauvois vorbei auf den 5. Platz. Zur Halbzeit des Rennens lag Miyazono 5,5 Sekunden in Führung vor Inostroza, gefolgt von López, Carrazza und Bonelli.

Die Führenden des Rennens, Miyazono und Inostroza, fuhren in Runde 18 zum zweiten Mal an die Box. Der Japaner setzte auf die mittleren Reifen, während der Chilene die harten Reifen aus dem Weg haben wollte. Etwa zu diesem Zeitpunkt setzte der „Nations Cup“-Champion von 2021, der Italiener Valerio Gallo, der auf dem 10. Platz gestartet war, zu einem ernsthaften Angriff an und arbeitete sich in Runde 20 bis auf den 4. Platz vor. Dann machte der Führende des Rennens López seinen zweiten Boxenstopp, wechselte auf die weichen Reifen und ließ die langsamsten Reifen, die harten, für den Schluss des Rennens.

Als er wieder auf die Rennstrecke zurückkehrte, nahm López Miyazono ins Visier, der 9,5 Sekunden vor ihm lag. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 9 Runden zu fahren. Beide Fahrer mussten ein weiteres Mal an die Boxen, um die harten Reifen aufzuziehen. In der folgenden Runde fuhr Inostroza hinaus, um einen frischen Satz weiche Reifen aufzuziehen, die er sich für das Ende des Rennens aufgespart hatte. Zu ihm gesellten sich Gallo, Yamanaka, der Japaner Seiya Suzuki und Kokubun.

Zu diesem Zeitpunkt und bei derart vielen unterschiedlichen Strategien war es unmöglich vorherzusagen, was passieren, geschweige denn, wer das Rennen gewinnen würde.

Bis Runde 25 hatte López Miyazonos Vorsprung auf 4,5 Sekunden verkürzt, während Inostroza und Gallo auf den weichen Reifen ihrer „Red Bull“-Boliden stetig aufholten in der Hoffnung, den Vorsprung von mehr als 25 Sekunden zwischen ihnen und den Führenden weiter einzuschmelzen. In Runde 28 konnte López bei der Durchfahrt der Kurven 9 und 10 endlich zum Japaner aufschließen, eine Runde bevor beide ihren letzten Boxenstopp einlegen und auf die harten Reifen wechseln mussten. Es sah aus, als würden die beiden Fahrer das Rennen unter sich entscheiden, bis sich Inostroza hinzugesellte. Als López und Miyazono die Boxengasse verließen, schob er sich auf den zweiten Platz – zwischen den Spanier und den Japaner.

In einem wilden Sprint zum Ziel gaben die drei Fahrer keinen Zentimeter nach, und die Meisterschaft war noch völlig offen. Inostrozas weiche Reifen waren extrem abgefahren und boten ihm in den Kurven nicht mehr viel Haftung, aber er hatte keine Wahl, als weiterzumachen.

Drei Topfahrer, die in nahezu identischen Boliden am Limit um die Führung kämpfen – hier war abzusehen, dass etwas Dramatisches passieren würde ... und das tat es auch. Inostroza setzte am Ende der Gegengeraden zum Überholmanöver an, aber López schloss die Lücke und es kam zum Kontakt. Dies bremste den schnellen Chilenen genug aus, um Miyazono vorbeizulassen. Doch in Kurve 9 versuchte Inostroza, die anderen auszubremsen, und kollidierte dabei mit Miyazono, dessen Wagen unkontrolliert ins Schleudern geriet – und die Meisterschaftshoffnungen des Japaners endgültig platzen ließ. López revanchierte sich, indem er Inostroza durch die weite 12. Kurve überholte, nachdem er ihn leicht an die Außenseite geschubst hatte. Das brachte den Spanier drei Kurven vor Schluss in Führung.



Das Publikum hielt es nicht auf den Sitzen, als López 0,3 Sekunden vor Inostroza über die Ziellinie fuhr, während Miyazono angeschlagen auf dem dritten Platz landete. Doch das Ergebnis war noch nicht offiziell: Vorher musste die Rennkommission den Vorfall, bei dem Miyazono von der Strecke gestoßen worden war, und den Kontakt zwischen López und Inostroza noch einmal überprüfen. Erst zehn Minuten später wurde das Ergebnis offiziell bestätigt, und die Krone des Nations Cup 2022 ging an Coque López, den ersten spanischen Champion der Serie.



„Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll. Ich freue mich so sehr, meine zweite Weltmeisterschaft und den ersten Nations Cup gewonnen zu haben. Meine Strategie war im Grunde die gleiche wie die von Miyazono-san. Aber ich entschied mich genau für die anderen Reifen als die, die er gewählt hatte [beim zweiten Boxenstopp], weil ich wirklich an mein Tempo geglaubt habe. Es hat sich ziemlich ausgezahlt, und am Schluss entschied sich alles im letzten Sektor. Ich hatte schon überlegt, dass ich, falls ich bei diesem Event keine gute Leistung gezeigt hätte, nicht zurückzukehren würde. Aber ich glaube, jetzt werde ich noch ein paar Jahre dabeibleiben“, sagte López mit Tränen in den Augen, unmittelbar nachdem er die Meisterschaft gewonnen hatte.

Gran Turismo World Series 2022 – Nations Cup: Weltfinale
Ergebnisse

RANG FAHRER ZEIT
1 Coque López coquelopez14 45:46.769
2 Angel Inostroza YASHEAT_Loyrot +00.300
3 Takuma Miyazono Kerokkuma_ej20 +05.007
4 Igor Fraga IOF_RACING17 +08.274
5 Lucas Bonelli TGT_BONELLI +08.699
6 Valerio Gallo Williams_BRacer +12.112
7 Tomoaki Yamanaka yamado_racing38 +16.911
8 Seiya Suzuki V1_CRV-KRT86 +18.366
9 Adriano Carrazza Didico__15 +19.565
10 Jose Serrano TDG_JOSETE +26.341
11 Ryota Kokubun Akagi_1942mi +29.430
12 Baptiste Beauvois R8G_TSUTSU DNF